Modell Gewaltschutzeam

Patient*innen, die von häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffen sind, werden im Gesundheitsbereich noch wenig als Betroffene erkannt. Gründe hierfür sind einerseits Barrieren, die Betroffene davon abhalten, über eigene Gewalterfahrungen zu sprechen. Andererseits gibt es Barrieren seitens der Gesundheitsfachpersonen, die zu Unsicherheit im Umgang mit Betroffenen führen können. Ohne ein aktives Ansprechen zu möglichen Gewalterfahrungen durch medizinisches Fachpersonal bleiben die Gründe für Verletzungen oder weitere Befunde jedoch häufig unbeachtet.

Mit der Etablierung eines Gewaltschutzteams bietet eine Klinik von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffenen Patient*innen eine gezielte und Standards sowie Vorgaben entsprechende Versorgung. Grundlage für eine adäquate Intervention bieten die Leitlinien und das Praxishandbuch der Weltgesundheitsorganisation, die Qualitätsmanagementrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses sowie in Berlin der Krankenhausplan des Landes Berlin. Außerdem liegen Handlungsempfehlungen für Zentrale Notaufnahmen zur Versorgung von Patient*innen nach häuslicher Gewalt vor. Die Grundlage des Modells basiert auf dem Österreichischen Modell der Opferschutzgruppen.

Die Gründung eines Gewaltschutzteams trägt dazu bei, Patient*innen eine verlässliche Rund-um-die Uhr Versorgung anzubieten. Dies wird erreicht, indem das Team die vorliegenden Empfehlungen in den eigenen Praxisalltag einführt und dadurch das Handlungswissen und die Handlungskompetenz von Mitarbeitenden stärkt. Das Gewaltschutzteam stellt eine berufs- und abteilungsübergreifende klinikinterne Ressource dar, die Abläufe klärt, Forbildungsbedarfe ermittelt Kooperationen aufbaut und die Intervention prozesshaft weiterentwickelt.

Durch das Gewaltschutzteam wird sichergestellt, dass ...

  • betroffene Patient*innen erkannt und adäquat auf mögliche Gewalterfahrungen angesprochen werden - unter Berücksichtigung der Bedarfe der Patient*in
  • eine gerichtsverwertbare Dokumenation von Verletzungen und Befunden angeboten wird
  • Schutz und Sicherheit der Patient*in sowie gegebenfalls (mit)betroffener Kinder besprochen werden
  • auf Wunsch Informationsmaterial ausgehändigt wird und
  • bei Bedarf bei der Vermittlung in das weitere Hilfesystem unterstützt wird, zum Beispiel zu Fachberatungsstellen oder Schutzeinrichtungen

Die Koordinierungsstelle unterstützt die Klinikleitung durch eine Kooperation, ein Gewaltschutzteam aufzubauen, umzusetzen und weiterzuentwickeln. Sie qualifiziert die Mitlgieder des Teams kostenfrei vor Ort und berät bei Fragen. Außerdem stellt die Koordinierungsstelle Materialien für Patient*innen sowie Fachpersonen zur Verfügung, lädt in einer Fachgruppe zu einem Austausch von Praktiker*innen ein, um Gute-Praxis sowie Herausforderungen zu teilen und unterstützt das Team beim Kontaktaufbau zu weiteren Hilfeeinrichtungen zur Thematik.

Informationen und Unterlagen zum Modell Gewaltschutzteam erhalten Sie bei der Koordinierungsstelle.